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KZ-Verband/VdA Salzburg

Verband der AntifaschistInnen

Alles Faschismus oder was?

Von Rechtspopulismus bis (Proto-)Faschismus geistern eine Vielzahl von Begriffen durch die Debatten und Feuilletons, um den gesellschaftlichen Rechtsruck nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa und weltweit, zu beschreiben.

«Alles Faschismus oder was?»

Damit sollen strittigen Begriffe diskutieren und Faschismuskonzepte auf ihre Anwendbarkeit auf heutige Phänomene abgeklopft werden.

Im ersten Schritt, haben wir einige Beiträge aus verschiedenen Archiven geholt und wollen damit versuchen  eine Basis für den Einstieg zu schaffen.

Der Griff in die Archive zeigt auch, dass die Diskussion über den Begriff „Faschismus“ seit seiner Entstehung nicht abgerissen ist.

Wenn auch manchmal lauter und zeitweise leiser.

Die Fülle von Literatur zum Faschismus ist nahezu unüberschaubar. Daher sollen die folgenden Beiträge nur eine Anregung sein und zum weiterlesen Einladen.

ARCHIV - BEITRÄGE - INHALTE

Diese Frage treibt Beobachter*innen der politischen Entwicklungen nicht erst seit Beginn des Ukraine-Kriegs um.

Faschismusvergleiche

Eine Annäherung:

von Mathias Wörsching

Nein, Wladimir Putin ist kein neuer Hitler und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine steht bisher nicht auf einer Stufe mit dem rassistischen Vernichtungskrieg, den Nazideutschland von 1941 bis 1945 gegen die Sowjetunion führte.

Nicht um propagandistische Gleichsetzung geht es im folgenden Beitrag, sondern um Faschismusforschung, die systematisch mit dem internationalen und epochenübergreifenden Vergleich arbeitet.

Eine fundierte Antwort auf die Frage, ob wir es bei Putin mittlerweile mit einem faschistischen Führer zu tun haben, erfordert tiefere Kenntnisse Russlands, als ich vorweisen kann.

Es besteht kein Zweifel mehr daran, dass Putins Regime autoritär und nationalistisch ist, dass es große Teile der russischen extremen Rechten aktiv und auch (para-)militärisch einbindet und dass es sich einen mindestens radikal konservativen, wenn nicht faschistischen ideologischen Überbau gegeben hat.

In diesem Zusammenhang wird immer wieder auf den Einfluss der ultrarechten Ideologen Iwan Iljin (1883-1954) und Alexander Dugin (geb. 1962) verwiesen.

Nun war allerdings die Abgrenzung des Faschismus innerhalb des nationalistischen Spektrums sowie gegenüber Konservatismus und Autoritarismus immer eine Hauptschwierigkeit der Faschismustheorie.

Diese Abgrenzung gelingt meistens nicht sauber, weil es fließende Übergänge, dynamische Entwicklungen – konservativ-autoritäre Bewegungen und Regime können sich zu faschistischen radikalisieren, letztere sich aber zu ersteren auch wieder zurückbilden – und deswegen eine Menge Grenzfälle gibt. Noch dazu stehen viele verschiedene Faschismusdefinitionen und -theorien zur Auswahl.

Festzuhalten ist:

Je weiter der Begriff des Faschismus gefasst wird, desto eher lässt sich ihm Putins Regime zurechnen.

Daher werde ich lediglich auf einige Punkte hinweisen, die aus faschismustheoretischer Sicht vor einer Antwort geklärt werden müssten.

Ideologische Gemeinsamkeiten:

Unscharf bleibt besonders die Ebene der Ideologie. Gewiss tauchen in der Rhetorik Putins und ihm nahestehender Quellen zahlreiche aus dem Faschismus bekannte Elemente auf.

Dazu gehören die Beschwörung vergangener imperialer Größe und der Traum von deren Wiederherstellung, die Klage um verlorenes Land und der Drang zu dessen gewaltsamer Rückgewinnung, die Opfererzählung von finsteren, das »eigene« Land und Volk mit Vernichtung bedrohenden äußeren Mächten, die Angst vor der Vergiftung durch vermeintlich fremde und schwächende Einflüsse wie Feminismus, sexuelle Vielfalt und Liberalismus. … weiterlesen auf   >>>  www.nd-aktuell.de

Repression und Massenbasis:

Auch Herrschaftssystem und Herrschaftsmethoden lassen sich vergleichend auf faschistische Merkmale hin analysieren.

Marxistische Theoretiker*innen wie Reinhard Kühnl bestimmten den Faschismus an der Staatsmacht als terroristische Diktatur im Kapitalinteresse, die sich auf eine kontinuierliche und organisierte Massenmobilisierung stützt.

Wichtig ist hier, dass der Faschismus selbst keine Produktionsweise ist, sondern eine besonders unmenschliche Organisationsform des Kapitalismus.

weiterlesen auf   >>>  www.nd-aktuell.de

Mathias Wörsching ist Politikwissenschaftler und Autor des Buches „Faschismustheorien“ aus der Reihe theorie.org.

Artikel erschienen im Juni 2022 / auf nd.aktuel.de

Nicht nur im Zuge des Ukrainekrieges sind Zuschreibungen als „faschistisch“ in aller Munde.

Kaum ein Begriff steht so für Unfreiheit und Massenmord, kaum ein Wort wird quer durch die politischen Lager so inflationär als Kampfbegriff benutzt.

Doch: Wer oder was ist eigentlich faschistisch?

Und was trennt zum Beispiel Rechtspopulismus von Faschismus?

Darüber sprach RadioCORAX mit Mathias Wörsching.

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Direkter Link zum Podcast: RadioCORAX  – Nachhören

Mathias Wörsching ist Politikwissenschaftler und Autor des Buches „Faschismustheorien“ aus der Reihe theorie.org.

Podcast vom März 2022

corax.de Initiative für Freies Radio – Deutschland/Sachsen-Anhalt

1933-1938: Austrofaschismus, Kanzlerdiktatur oder Ständestaat?

Die Geschichte Österreichs – Kapitel 20

Der Historiker Ernst Bruckmüller im Gespräch mit Wolfgang Ritschl über die Jahre 1933-1938: Mord an Dollfuß, Kriterien für Faschismus, Rückgriff auf Kultur der Monarchie

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Swinging Christmas

Direkter Link zum Podcast: oe1 – ORF Radiothek

Podcast vom August 2021

ORF-Radiothek / oe1.orf.at

Seit Mussolini 1922 in Italien an die Macht gelangte, reißen die Kontroversen über die inhaltliche Definition und Tauglichkeit der Begriffe Faschismus und Antifaschismus nicht ab.

Diese Studie zeichnet die Ursprünge des europäischen Faschismus am Beispiel von Italien, Deutschland, Österreich und Ungarn nach und fragt, ob die aktuellen Erscheinungsformen des Rechtsradikalismus in diesen Ländern als «faschistisch» klassifiziert werden können und sollen.

Dazu führten die Autoren auch zahlreiche Interviews mit Faschismusexpert*innen, die hier erstmals veröffentlicht werden.

Alles Faschismus oder was?

Mit dem Aufschwung rechtsradikaler Parteien in Österreich und Europa drängt auch der historische Faschismus wieder verstärkt ins politische Blickfeld.

Zum einen verharmlosen rechtsradikale Formationen immer wieder den Faschismus oder greifen gar bestimmte Elemente desselben positiv auf.

Zum anderen nehmen antifaschistische und antirassistische Initiativen in ihren Analysen oftmals allzu schnell Zuflucht zu historischen Analogien, als handele es sich beim heutigen Rechtsradikalismus um eine Reinkarnation der faschistischen Massenbewegungen der Zwischenkriegszeit.

Die Frage, wo die historischen und aktuellen Formationen sich tatsächlich ähneln und wo sie sich unterscheiden, ist  …

… weiterlesen auf  >>> www.rosalux.de

Onlinebeitrag erschienen im April 2020 /auf www.rosalux.de

Manuskript: Faschismus in Geschichte und Gegenwart

Ein vergleichender Überblick zur Tauglichkeit eines umstrittenen Begriffs.

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Faschismus in Geschichte und Gegenwart

Veranstaltungsreihe: im Mai 2019

#1 – Bonapartismus reloaded – Mit Marx den Aufstieg der Rechten beschreiben?
Mitwirkende: Ingar Solty, Gerd Wiegel

Von Ungarn über Italien bis Brasilien: Der Autoritarismus ist zurück.

Berlin, im Mai 2019

#2 – Alter Faschismus in neuen Schläuchen?
Mitwirkende: Roger Griffin, Volkmar Wölk

 

Gibt es einen ideologischen Kern von Mussolini über die AfD bis zu Bolsonaro?

Berlin, im Mai 2019

#3 – Europa und die Rechte – Gefahren und wie alles besser werden könnte
Mitwirkende: Jan Rettig

Welche Auswirkungen hat der zu erwartende Rechtsruck bei den EU-Wahlen und welche linken Gegenstrategien sollen daraus folgen?

Berlin, im Mai 2019

Umberto Eco - Der ewige Faschismus

übersetzt aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber (2020) - mit einem Vorwort von Roberto Saviano - 80 Seiten, Fester Einband Hanser Verlag: ISBN 978-3-446-26576-9

Das Wort »Faschismus«, das reflexartig jedes Mal fällt, …

… wenn wir vor einem politischen Akt stehen, der uns autoritär erscheint, vor einer klar sexistischen oder rassistischen Äußerung, ruft immer zugleich die Reaktion hervor:

Was für eine Übertreibung! Wo sind die Schlägerhorden der Schwarzhemden? Wo sind die Sondergerichte? Wo die Verhaftungen? Wo die Erschießungen? Wo die Konzentrationslager? Ein berechtigter Einwand, würde ich sagen, doch einer, der den historischen Faschismus als Bezugspunkt nimmt, verstanden als die Regierungszeit Mussolinis.

Umberto Eco beschreibt hier jedoch das, was er als den Ur-Faschismus bezeichnet, das heißt die Gesamtheit jener Handlungen, Verhaltensweisen, Haltungen und Instinkte, die zwar die Dynamik des Faschismus im frühen zwanzigsten Jahrhundert ausmachten, aber seine historische Ausprägung überlebt haben und heute lebendiger sind als jemals zuvor.

Als Eco diese Seiten schrieb, wusste er noch nichts von den heutigen Populismen, aber er hatte die Warnzeichen erkannt, die auf das autoritäre Abdriften Europas hindeuteten. Seine Ausführungen sind umso wertvoller, als er keine Parallelen zum historischen Faschismus zieht.

In diesem Punkt ist Eco sehr klar:

Der Faschismus war keine Doktrin, sondern eine Rhetorik.

Und dieser Erkenntnis liegt nicht nur seine scharfe Ablehnung der faschistischen Programme zugrunde, sondern auch ein genauer Blick auf die faschistische Rhetorik, die eher eine Rhetorik des Verlusts als eine des Gewinns ist – wenn man alles verliert, jedwede Art von Identität, die auf Kultur beruht, auf Arbeit, auf Träumen, dann bleibt einem nur die Gemeinsamkeit der Geburt, der Abstammung oder Zugehörigkeit, und man fragt sich: Bin ich in der Nachbarschaft geboren? In derselben Gegend? Mit der gleichen Hautfarbe? Mit den gleichen Gebeten?

Wenn ja, dann kann es sein, dass sich ein gemeinsamer Boden auftut und dass dieser als Mittel zur Abwehr benutzt wird, um alle anderen auszuschließen.

Im Handumdrehen werden Ecos Seiten zu einer Fackel, die es schafft, diesen endlosen Niedergang zu beleuchten, den Europa gerade erlebt:

den Hass, den die krisengeschüttelte Mittelschicht auf all diejenigen entwickelt, die sie ersetzen könnten, also jetzt auch die Immigranten; den Wunsch, jeden »Auswärtigen« als Feind …

Quelle: VORWORT von Roberto Saviano, September 2019 –

Pressenza - 14 Merkmale des Ur-Faschismus nach Umberto Eco

Woran erkennt man ein faschistisches System?

Heutzutage werden viele diktatorische Regime und politische Parteien als faschistisch bezeichnet.

„Faschismus wurde zu einem „Allzweckbegriff“, weil man aus faschistischen Regimen Merkmale eliminieren kann und es trotzdem noch als faschistisch erkennbar sein wird.“

schrieb Umberto Eco 1995.

„Nehmen Sie den Imperialismus vom Faschismus und Sie haben noch Franco und Salazar.

Nehmen Sie den Kolonialsmus weg und sie haben noch den Balkanfaschismus der Ustascha.

Fügen Sie dem italienischen Faschismus einen radikalen Antikapitalismus hinzu, (der Mussolini nie fasziniert hat) und Sie haben Ezra Pound.

Addieren Sie einen Kult der keltischen Mythologie und die Gral-Mystik (völlig fremd dem offiziellen Faschismus) und Sie haben einen der angesehensten faschistischen Gurus, Julius Evola.“

Was also macht den Kern des Ur-Faschismus aus?

Umberto Eco, der unter Mussolini aufgewachsen ist, erarbeitete eine Liste von 14 Merkmalen.

Es lohnt sich, die einzelnen Punkte mit den Forderungen von Parteien wie der AfD, der FPÖ, dem Front National oder Erdogans AKP zu vergleichen.

1. Traditionenkult, …

2. Ablehnung der Moderne, …

3. Irrationalismus, …

4. Ablehnung der analytischen Kritik, …

5. Ablehnung von Meinungsvielfalt und Pluralismus, …

6. Entstehen durch individuelle oder soziale Frustration, …

7. Nationalismus, …

8. Demütigung vom Reichtum und der Macht der Fremden, …

9. „Das Leben ist nur um des Kampfes Willen da.“ „Pazifismus ist die Kollaboration mit dem Feind.“, …

10 „Elitedenken“: Man gehört dem besten Volk, der besten Rasse an, …

11. Erziehung zum Heldentum, …

12. Übertragung des Willens zur Macht und des Heldentum auf die Sexualität, …

13. Selektiver Populismus, …

14. Urfaschismus spricht „Neusprache“, …

Der Ur-Faschismus ist immer noch um uns, manchmal sehr unscheinbar gewandet. Es wäre für uns so viel leichter, …

weiterlesen auf   >>>  www.pressenza.com

Artikel erschienen im Oktober 2017

ANTIFASCHISTISCHES INFOBLATT - Der Begriff des Faschismus: Teil 1/2

Teil 1 – Mit Begriffen wird Politik gemacht.

Mit der Deutungshoheit über die Geschichte wird zugleich die Vorherrschaft über aktuelle politische Sichtweisen erkämpft.

Diese durch Antonio Gramscis Hegemonietheorie populär gewordene Strategie des Kampfes um Begriffe hat sich nicht nur die so genannte Neue Rechte zueigen gemacht:

Gerade in Bezug auf den Faschismus ist diese Strategie Teil der vorherrschenden öffentlichen Bewusstseinsbildung. Der Begriff gilt dort als Propagandabegriff linker Klassenkampfrehtorik.

Auch in der Linken hat nach Jahrzehnten inflationärer Inanspruchnahme teilweise eine Abkehr vom Begriff des Faschismus stattgefunden:

Wurde in der Neuen Linken von den Sechzigern bis zu den Autonomen in Vulgärmanier die bürgerlich-kapitalistische Ordnung als faschistisch denunziert, wird in Teilen der Linken heutzutage meist mit Verweis auf die einzigartige Dimension des eliminatorischen NS-Antisemitismus gänzlich auf ein komparatives Verständnis von Faschismus verzichtet.

Daher stellt sich die Frage:

Was taugt der Begriff des Faschismus für die Linke?

weiterlesen auf   >>>  www.antifainfoblatt.de

Artikel erschienen im September 2005 / auf www.antifainfoblatt.de

Teil 2 – Linke und Faschismus

Im ersten Teil der Auseinandersetzung mit dem Begriff des Faschismus wurde dessen Entstehung erläutert und die Kernelemente faschistischer Ideologie erörtert.

Im folgenden, abschließenden Teil wird rückblickend das Verhältnis der Linken zum Aufkommen des Faschismus – erörtert am Nationalismus und Antisemitismus – hinterfragt und ein kritischer Blick auf die hegemoniale Totalitarismus-Doktrin zur herrschaftskonformen Verklärung faschistischer Bewegung geworfen.

weiterlesen auf   >>>  www.antifainfoblatt.de

Artikel erschienen im Dezember 2005 / auf www.antifainfoblatt.de

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