Die Ereignisse in Salzburg - Februar 1934
Auch in Salzburg gab es einige Aktionen, ein Teil der Schutzbundmitglieder warteten nur noch auf das Zeichen zum Losschlagen.
Die Salzburger Parteiführung (SDAP) indes gab weder den Aufruf zum Generalstreik noch den Einsatzbefehl für den Schutzbund weiter, sondern berief eine Konferenz des Partei- und des Schutzbundvorstands ein.
Diese Gelegenheit nutzte die Polizei, die zentralen Akteure in ihrem Parteilokal in der Wolf-Dietrich-Straße widerstandslos zu verhaften.
In der Folge herrschte am Montag, dem 12. Februar beinahe völlige Ruhe in Salzburg, das hier stationierte Militär konnte nach Wien verschickt werden.
Noch zuvor waren die Waffen aus den Parteiheimen in private Verstecke gebracht worden, nur die kurz darauf inhaftierten Vorstandsmitglieder wussten über die neuen Lager Bescheid – eine Bewaffnung war daher nicht mehr möglich.
Lediglich die Bau- und Straßenarbeiter legten wenige Stunden ihre Arbeit nieder.
Zu den einzigen bewaffneten Kampfhandlungen in Westösterreich kam es in Tirol – in Wörgl, Häring und Kirchbichl, die dortigen ArbeiterInnen blieben aber vollständig isoliert.
In Salzburg begannen die eigentlichen Aktionen dann erst am 13. Februar mit Streiks der Arbeiter in der Brauerei Kaltenhausen, der Wasserbauarbeiter und der Arbeiter der Zellulosefabrik.
Die rund 200 beteiligten Schutzbündler wurden dabei von Landtagsvizepräsident Anton Neumayr (SDAP) beschwichtigt.
Der Aufstand sei aussichtslos, Gewalt das falsche Mittel.
In der Folge wurden Neumayr und die gesamte Halleiner Streikleitung (rund 30 Personen) verhaftet.
Dennoch kam es zu weiteren Sabotageaktionen und Widerstandshandlungen. So wurde in Tabing bei Oberndorf eine Weiche gesprengt, in der Nähe der Haltestelle Fichtelmühle bei Hallwang wurden die Gleise der Ischlerbahn gesprengt, bei Uttendorf wurden die Gleise der Pinzgauer Lokalbahn verlegt. In Zell am See und Bischofshofen wurden zwar ebenfalls keine Gewehre ausgegeben, aber sehr wohl Sprengstoff.
Damit sprengte man die Telefon- und Starkstromleitungen.
In der Stadt Salzburg gelang es durch einen Streik und einen gesprengten Leitungsmast zwei Stunden lang die Eisenbahnstrecke lahmzulegen.
Zudem blockierten die Eisenbahner in der Gnigl die dortige Remise II mit einer quergestellten, aus den Gleisen gehobenen Lok, um alle im Depot befindlichen Zugmaschinen an der Ausfahrt zu hindern.
Parallel dazu kam es zu einigen Anschlägen auf die Stromversorgung, deren Auswirkungen jedoch gering waren.
Das herbeigerufene Bundesheer besetzte daraufhin die Stadt und zwang die ArbeiterInnen zur Wiederaufnahme der Arbeit.
Schlusspunkt in der Stadt war ein Bombenanschlag auf die Lokalbahnbrücke im Nonntal am 16. Februar.
Aus Rache für den missglückten Aufstand setzte sich die Tiroler Heimwehr nach Salzburg in Bewegung und verwüstete und plünderte dort mehrere Parteieinrichtungen, etwa in Saalfelden, Zell am See, Schwarzach, Bischofshofen und Hallein.
Nach getaner Arbeit schickte man den Mob von Hallein aus mit Zügen zurück nach Tirol.
Die Gründe für den schwachen Widerhall des Aufstandes in Salzburg bzw. im gesamten Westen Österreichs sind vielfältig.
Zum einen war der Industrialisierungsgrad eher gering, vorherrschend war in weiten Teilen eine agrarisch-kleingewerbliche Struktur.
Die ideologische und praktische Schulung der linken Kräfte war gering, außerdem war der Reformismus der SDAP im Westen noch stärker fortgeschritten als im Osten des Landes.
Die wenigen Orte mit einer organisierten ArbeiterInnenschaft waren zudem weit voneinander entfernt und isoliert, viele potentielle Orte des Widerstandes (Bischofshofen, Schwarzach, Saalfelden, Zell am See und das Gasteinertal) waren bereits seit 1933 durch zusätzliche Exekutivkräfte verstärkt worden, die radikale Heimwehr tat ein übriges zur Neutralisation.
Zum anderen waren die wichtigsten Medien, allen voran der Rundfunk (RAVAG) fest in den Händen der Regierung.
Dieses Monopol nutzend, ließ man permanent Erfolgsmeldungen verlautbaren.
Dies führte wohl bei den schlecht informierten und unentschlossenen SDAP-FunktionärInnen zu Frust und Resignation.
letzte Bearbeitung: 10.02.2023