KZV-transpa19

KZ-Verband/VdA Salzburg

Verband der AntifaschistInnen

Francisco Comellas Linares

Francisco Comellas Linares

Geboren: 09.01.1917 in Castellar del Valles (Prov.Barcelona)

Verstorben: 16.07.2001

Alter: 84 Jahre

Wohnort: Leonding

Festnahme: am 22.6.1940 in Vosges 

KZ-Mauthausen: vom 12./13.12.1940 bis 06.05.1945

Häftlingsnummer: 4717

Lager / Kommando: Vöcklabruck, Ternberg, Mauthausen, Redl-Zipf

Von den etwa 7.000 republikanischen Spaniern in Mauthausen konnten 2.184 das befreite Österreich verlassen.

Francisco Comellas Linares war ein Spanier, der unter der Häftlingsnummer 4717 das KZ Mauthausen überlebte, nach der Befreiung nicht in sein noch für 30 Jahre faschistisches Heimatland zurückkonnte und deshalb in Österreich geblieben ist.

Am 18. Juli 1936 begann in Spanien der klerikalfaschistische Putsch gegen die demokratisch gewählte republikanische Regierung. Die katholische Kirche und die besitzenden Klassen fürchteten um ihre Allmacht. Mit General Franco fand sich der geeignete Faschistenführer. Bis 1939 konnten er und seine Faschisten die rechtsmäßige Regierung und ihre Kämpfer niederringen, das faschistische Spanien bestand bis zu Francos Tod im Jahre 1975.

Am 1. April 1939 sandte Papst Pius XII. anlässlich des kelrikalfaschistischen katholischen Endsiegs an General Franco folgendes Glückwunschtelegramm:

„Unser Herz zum Herrn emporhebend,

bringen wir Eurer Excellenz für den ersehnten katholischen Sieg Spaniens unseren aufrichtigen Dank dar.

Wir geben unserem Gelöbnis Ausdruck, daß dieses geliebte Land in dem erreichten Frieden mit neuer Kraft die alten christlichen Traditionen übernehmen möge, die es groß gemacht haben.

Mit Gefühlen herzlicher Zuneigung senden wir Eurer Excellenz

und dem ganzen edlen spanischen Volke

unseren apostolischen Segen.“

Papst Pius XII.

Hier ein Beitrag  von Francisco Comellas aus der ANTIFA-INFO vom Februar 1996.

Francisco Comellas Linares

Kurze Geschichte der Republikanischen Spanier in Österreich

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Chronologische Geschehnisse:

Die meisten von uns sind Anfang dieses Jahrhunderts geboren, die damalige Zeit war schlecht, die Armut und Not überall am Lande und auch in den Industriezentren. Ich z.B. habe mit elfeinhalb Jahren zehn Stunden arbeiten müssen, und hatte dazu eine Stunde Fußweg von und zur Arbeit, das sind zusammen zwölf Stunden, die ich unterwegs war. Das war 1928/29, die Löhne waren niedrig und die Bildung war schlecht.

Die Niederlage im so genannten Kabilenkrieg im nördlichen Marokko von 1904 war noch in frischer Erinnerung in der Bevölkerung. Dem vorausgegangen war der Antillenkrieg von 1898, in dem Spanien Kuba und Puerto Rico verloren hatte.

Spanien war durch diese Kriege und Niederlagen ausgeblutet. Ein wenig erholte es sich während des ersten Weltkrieges, in dem Spanien sich neutral verhielt, aber alles Mögliche zu hohen Preisen an die  kriegsführenden Nationen verkaufte, aber die Reichen und die Regierung ließen für die Arbeiter nichts übrig.

Nach der Niederlage im Marokkokrieg 1923, in dem viele tausende Soldaten gefallen waren, wurde im Volk viel Protest laut. Der König hatte wieder keine Konsequenzen von den führenden Militärs, die für diese sinnlosen Opfer verantwortlich waren, gefordert. Um das Volk wieder zur Räson zu bringen und ihm einen Maulkorb umzuhängen, wurde von der Monarchie eine Militärdiktatur unter General Miguel Primo de Rivera (1923 – 1930) eingesetzt. Es folgte eine Welle von Verhaftungen und Kriegsgerichtsprozessen, die politischen Parteien wurden in ihrer Tätigkeit eingeschränkt. Die Herrschaft der Monarchie wurde durch diese Militärdiktatur um sieben Jahre verlängert.

Primo de Rivera starb 1930 in einem Pariser Hotel, wie es hieß infolge einer Vergiftung. Man wollte die Militärdiktatur erhalten und setzte den General Damasco Berenguer als Nachfolger ein.

Aber das Volk hatte genug von Diktatur und Unterdrückung. Proteste und Unruhen waren im ganzen Land an der Tagesordnung, Spanien glich einem Pulverfaß.

Ende 1930, Anfang 1931 war Spanien nicht mehr regierbar. In Jaca (Provinz Huesca) rebellierten die Hauptmänner Fermin Galan und Carcia Hernandez für die Republik, sie wurden erschossen, aber diese letzte Untat der Militärdiktatur war das Signal für das Ende der Monarchie. Es mussten allgemeine Wahlen ausgeschrieben werden und am 12. April 1930 entschied sich die große Mehrheit der Spanier für eine demokratische Republik, die am 14. 4. von den koalierenden Parteien proklamiert wurde.

Ich war damals vierzehn Jahre jung und werde diesen Tag, solange ich lebe, nicht vergessen. Die Menschen tanzten vor Freude auf den Straßen, waren lustig und glücklich über die endlich erreichte Demokratie und die Abschaffung der Unterdrückung.

Es war vielleicht eine ähnliche Situation wie in Österreich 1955 als Leopold Figl anlässlich des Abschlusses des Staatsvertrages sagte „Österreich ist frei“. Auch damals tanzten die Menschen auf den Straßen.

Die mittelalterliche Mentalität der spanischen Kapitalisten, des Militärs und der katholischen Kirche konnte diese Niederlage nicht verwinden. Sie konnten die Freiheit des Volkes nicht mit ansehen und deshalb probten sie am 10. August 1932 den Aufstand.

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Diktators Rivera, General Sanjurjo, versuchte die Macht im Staate an sich zu reißen, aber diesmal noch ohne Erfolg. Da aber die Republik noch sehr jung, unerfahren und auch unaufmerksam war, konnte am 17. Juli 1936 der jüngste General Spaniens, Francisco Franco Bahamonde, wieder einen Aufstand anzetteln

Die Kapitalisten, das Militär und die katholische Kirche taten sich zusammen und mit der Hilfe der faschistischen Staaten Italien, Deutschland und Portugal wurde ein großer Krieg gegen die junge Demokratie entfacht.

Wir, die Arbeiterschaft Spaniens, konnten uns das nicht gefallen lassen, wir sagten NEIN zur spanischen Reaktion und zum internationalen Faschismus.

Wir gingen auf die Barrikaden, auf die Straßen, wir gingen an die Front, wir kämpften für die neue, junge spanische Freiheit.

Das war dann der spanische Bürgerkrieg von 1936 bis 1939.

Nach der Niederlage des Republikanischen Spaniens wurden die Kämpfer, die nach Frankreich geflüchtet waren, dort in Internierungslager gesperrt. Nach der Niederlage Frankreichs gegen das faschistische Deutschland wurden wir von den Nazis in verschiedene Konzentrationslager eingeliefert.

Wir haben wieder NEIN gesagt zu Faschismus und Unterdrückung, die wenigen, die diese Martyrien überlebten, sagen auch heute NEIN, NEIN und nochmals NEIN zu aller Unterdrückung auf dieser Welt, in wessen Namen auch immer.

Wir bekennen uns zu Freiheit und Demokratie, wir haben durch unser Leben bewiesen, wie notwendig dies ist, unser Blutzoll war sehr hoch.

In Österreich:

In der Zeit, in der wir in Frankreich interniert waren, kamen nahezu alle von uns in Arbeitskompanieeinheiten. Diese Arbeitskompanien wurden fast alle an den französischen Grenzbefestigungen, der Maginotlinie, eingesetzt. Nach der Niederlage Frankreichs wurden wir als Kriegsgefangene eingesperrt.

Zuerst wussten die Deutschen nicht, was sie mit uns machen sollten. Wir waren keine Franzosen und für sie daher nicht einordbar. Nach einer Aussprache der Deutschen mit der Franco-Diktatur wurden wir als Gegner des Faschismus von den Nazis ins KZ gesteckt. Der damalige spanischen Außenminister, Francos Schwager Serrano Suñer, hatte dies in Berlin eingefädelt und zwei Monate später, am 6. August 1940, ging der erste Transport ab:

zur Vernichtung ins KZ Mauthausen. Gestapo und SS brachten weitere republikanische Spanier in verschiedene andere Konzentrationslager, darunter auch Frauen, die hauptsächlich im KZ Ravensbrück landeten.

Ungefähr 9000 von uns wurden im KZ Mauthausen gefangen gehalten. 7000 wurden umgebracht, 2000 am 4. Mai 1945 von den Amerikanern befreit. Die meisten Befreiten wurden nach Frankreich gebracht, ein kleiner Teil von uns ist hier in Österreich geblieben.

Paradoxerweise gab es noch eine zweite Art von republikanischen Spaniern, Antifaschisten und Kämpfer im spanischen Bürgerkrieg wie wir. Sie waren aus Frankreich ausgewiesen worden und wurden von den Deutschen in Wien und Umgebung als Arbeitskräfte verwendet, konnten sich halbwegs frei bewegen, waren nicht wie wir den Repressionen im KZ ausgesetzt und nicht vordergründig für die Vernichtung bestimmt.

1945 waren wir alle frei. Die in Österreich geblieben sind, haben Arbeit gesucht, Familien gegründet, die Staatsbürgerschaft erhalten und führen heute ein normales Leben, wie die anderen Bürger dieses Landes.

Unsere antifaschistischen Aktivitäten haben wir nicht aufgegeben. Obwohl wir große Schwierigkeiten mit dem Erlernen der deutschen Sprache hatten, nahmen wir jede Einladung wahr, die irgendwie mit unserer antifaschistischen Arbeit zusammenhing.

Schon 1946 versammelten sich am 4. und 5. Mai die ehemaligen politischen Häftlinge des KZ Mauthausen im Linzer Landestheater zu einer durch die US-Armee unterstützten Konferenz.

Auf dieser Konferenz wurde ein Verbindungskomitee gegründet mit Sitz, Linz. Goethestraße 63, Informationscenter im Zimmer Nr. 7.

Die damaligen Vertreter der Häftlinge waren:

Deutschland: Gustav Claussen, Adolf Jensen / Frankreich: Anita Odierna / Griechenland: Harri Stampis / Italien: Alessandro Migliaccio / Juden: Simon Wiesenthal / Jugoslawien: Josef Sodja, Dusan Teodorowic / Polen: Anton Jankowski, Zdzislaw Bulewicz / Spanien: Cesar Orquin, Josef Pla

Wir marschierten in unseren KZ-Anzügen durch Linz zum Landestheater, wo wir von Ing. Wiesenthal erwartet wurden. Dann fuhren wir mit einem Sonderzug nach Ebensee und gedachten dort unserer verstorbenen Kameraden.

Am 19. Juli 1947 veranstalteten wir im KZ Mauthausen eine große internationale Kundgebung der Interbrigaden.

Es war der elfte Jahrestag unserer spanischen Revolution und viele tausend Menschen nahmen damals daran teil.

Es war eine Demonstration gegen Faschismus und gegen die Franco-Diktatur. Unsere Redner appellierten an die Welt, an die Nationen, alle politischen Kräfte einzusetzen, um die letzte faschistische Bastion, das faschistische Spanien Francos zu stürzen.

Im Jahre 1947 gründeten wir auch eine eigene „Spanisch-republikanische Organisation in Österreich“, wir verliehen damit unserer Gesinnung ein legales Instrument und wollten ein Gegengewicht zur Schande Franco-Spaniens schaffen. Die Exilspanier fast in der ganzen Welt bildeten praktisch eine geschlossene und permanente Opposition gegen Franco.

Am 19. Juli 1948 gaben wir das folgende Manifest heraus:

Für die Freiheit Spaniens!

An alle Freunde des Friedens und der Freiheit!

19. Juli 1936 – 19. Juli 1948:

12 Jahre sind es, dass der Faschistengeneral Franco mit Hilfe Hitlers und Mussolinis seinen verräterischen Schlag gegen die spanische Republik führte und dem spanischen Volk seine Freiheit raubte.

Das heldenhafte spanische Volk, das seinen Kampf um die Freiheit niemals aufgegeben hat, setzte seine Hoffnungen auf den Sieg der Alliierten über den Faschismus.

Es wurde bitter enttäuscht!

Die traurige Jahresbilanz Franco-Spaniens zeugt von dem ungebrochenen Mut des spanischen Volkes:

1000 Hinrichtungen, 150.000 politischen Gefangene und 30.000 politische Prozesse.

In seinem tiefen Schmerz wendet sich das spanische Volk am zwölften Jahrestag des faschistischen Überfalls an die ganze Welt!

Helft dem spanischen Volke in seinem Kampf zum Sturze des letzten Bollwerkes des Faschismus in Europa, des Freundes und Mitarbeiters Hitlers und Mussolinis:

FRANCO!

Im Spanien Francos, das seine besten Söhne in die Fremde getrieben hat, haben die Kriegsverbrecher Hitlers nicht nur Asyl gefunden, sondern werden mit Ehren überhäuft.

Der Freiheitskampf des spanischen Volkes ist die Sache aller demokratischen Völker.

Spanien muss wieder frei werden!

Die Spanisch-Republikanische Organisation in Österreich

Die Jahre sind vergangen und viele Kameraden sind ausgewandert oder gestorben. Wir wurden immer weniger und haben deswegen unsere spanische Organisation in Österreich aufgelöst.

Eines ist uns bis heute geblieben, wir ehemaligen politischen Häftlinge des KZs Mauthausen mit seinen 46 Außenkommandos sind nach wie vor beim spanischen KZ-Verband in Frankreich „Föderation Españiola de Deportados des Internados Politicos“ (F.E.D.I.P.) organisiert.

Unsere Organisation ist nicht politisch, sie ist eine solidarische Gemeinschaft zur Lösung unserer Probleme, die am 5. Mai 1945 entstanden sind.

Seit 1946 waren wir jedes Jahr im KZ Mauthausen, um unserer 7000 ermordeter spanischer Kameraden und der anderer Nationen zu gedenken. Jedes Jahr im Mai zur Wiederkehr des Jahrestages unserer Befreiung legen wir einen Kranz am spanischen Denkmal und einen Kranz beim Hauptdenkmal am ehemaligen Appellplatz nieder. Immer tragen diese Kränze die Bandschleife mit den republikanischen Farben rot-gelb-blau und somit bleibt unsere Identität und die unserer toten Kameraden und unserer Verbindung mit der spanischen Republik erhalten.

Es wurde versucht, auf unserem Denkmal die monarchistische Fahne anzubringen. Diese Provokation haben wir nicht geduldet, denn Spanien ist durch Gewalt und den militärischen Sieg der faschistischen Truppen unterlegen, später wurde das Volk nie gefragt, ob es in einer Monarchie leben will. Franco hat den König als seinen Erben auserwählt.

Alle Opfer wurden gebracht unter dem Symbol der republikanischen Fahne, der Fahne der Freiheit.

Niemals darf daher eine andere Fahne am Denkmal der spanischen Opfer im ehemaligen KZ Mauthausen angebracht werden.

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