IM KONZENTRATIONSLAGER
STARBEN 1944 UND 1945
JOSEF BIERANSKI
LECH MANSCHAK
MACLINGAY
KATHARINA NOVOTNY
LEOPOLDINE BRANDT
JOAHNN SZIESZ
UNBEKANNT
So lautet die Inschrift des Grabsteins auf dem Salzburger Kommunalfriedhof (Gruppe 60) der in den 1950er Jahren gesetzt wurde.
„Grab des unbekannten KZlers“, ein Grab, das ursprünglich bestückt mit einem einfachem Holzkreuz der Ort des gemeinsamen Gedenkens war.
Für die Nachwelt eine verständliche Inschrift
Ein Stacheldraht-Symbol auf dem Grabstein verweist auf die Terrorjahre .
Die Inschrift „Im Konzentrationslager starben 1944 und 1945“ ist jedoch nicht ganz korrekt, da alle Opfer in Salzburg starben.
Ebenso wie die sechs Opfernamen die zum Teil falsch geschrieben sind und einem „Unbekannten“ – Michael Chartschenko.
„Ein Denkmal der Betreuungsstelle ehemaliger Häftlinge auf dem städtischen Friedhof als Teil des öffentlichen Raumes, der als Ort des Totengedenkens rechtlich geschützt, aber als Ort des Gedenkens an die Befreiung ungeeignet ist.“
(Gert Kerschbaumer – 2016)
Die sieben Opfer
Martin Gay: 32 Jahre / 01.08.1912 – 18.11.1944
geboren in Böhlitz-Ehrenberg, verheiratet (angeblich drei Kinder), Druckereiarbeiter, lebte in Leipzig-Stötteritz, KZ Sachsenhausen, KZ Dachau am 05.03.1940 als Schutzhäftling Nr. 1883.
Dachauer Häftlinge, die dem „Außenlager Salzburg Polizeidirektion“ zugeteilt waren und am 18. November 1944 beim Bombenentschärfen in der Dreifaltigkeitsgasse zu Tode kamen.
Quelle: Stolpersteine Salzburg: >>> www.stolpersteine-salzburg.at

Katharina Novotny: 34 Jahre / etwa 1910/11 – 14.06.1945
Über die Verfolgung der als KZ-Insassin bezeichneten Frau aus Wien ist in Salzburg kaum etwas bekannt.
Leopoldine Brand: 47 Jahre / 24.04.1898 – 23.10.1945
Hausbesorgerin, lebte in Wien, am 18.01.1943 wegen „kommunistischer Mundpropaganda“ festgenommen, am 16.07.1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Leopoldine Brand erlebte die Befreiung 1945, starb aber wenige Monate später im Landeskrankenhaus Salzburg.
Johann Sziesz: ???
Drei Verfolgte aus Wien, die nach der Befreiung Salzburgs im Laufe des Jahres 1945 an den Haftfolgen starben.

Als „unbekannt“ galt eines der sieben Opfer.
Michael Chartschenko: 31 Jahre / 20.02.1914 – 04.05.1945
geboren in Rubanowka
Michael Chartschenko gehörte als Dachauer KZ-Häftling dem Arbeitskommando der Salzburger Polizei an.
Ein KZ-Häftling, der das »Himmelfahrtskommando« (Bombensuchen und Entschärfen von Zeitzündern) überstanden hatte, wurde am 4. Mai 1945, knapp vor der Befreiung der Stadt Salzburg durch US-Truppen, im Volksgarten von SS-Männern erschossen und notdürftig verscharrt.
Am 18. Juli 1945 wurde Michael Chartschenko unter dem Schutz der Befreier auf dem Kommunalfriedhof feierlich bestattet.
Quelle: Stolpersteine Salzburg: >>> www.stolpersteine-salzburg.at
Ein rares Zeitzeugnis
Aus einem Leserbrief eines Landesbeamten:
„… aber wir haben davon gewusst, dass es Konzentrationslager gibt und dass dort Unvorstellbares und Entsetzliches getrieben wurde, so Fürchterliches, dass es auch vor uns strengstens verheimlicht wurde und dass auch unsere nächsten Verwandten und besten Freunde, die aus dieser Hölle entrannen, unter schwersten Drohungen gezwungen wurden, darüber zu schweigen …
Salzburger Nachrichten vom 01.08.1945 >>> anno.onb.ac.at

Zu neuem Leben!
… und die sich zum gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus zusammenfand‚ sind die ehemaligen KZ-Insassen. Es sind Menschen‚ die, gleich welcher politischen Richtung‚ durch die Inhaftierung in den Konzentrationslagern, zu einer Gemeinschaft zusammengeschweißt wurden, die auch jetzt nach der Befreiung weiterbesteht.
Jeder, der mehrere Jahre als politischer Häftling in einem Konzentrationslager zugebracht hat‚ ist viele Male haarscharf am Tode vorbeigegangen und diese Momente, wo der Tod so nahe war‚ wo jeder mit der Möglichkeit rechnete, den nächsten Tag nicht mehr zu sehen, die sind es. Die diese Gemeinschaft geschaffen haben …
zwei ehemalige Buchwälder Nr. 8848 und 21999
Salzburger Nachrichten vom 10.09.1945 >>> anno.onb.ac.at

Aus einem Leserbrief zweier ehemalige politische Häftlinge:
Der Leser schreibt:
… Hat man Angst davor, daß sie die letzten Reste des Faschismus ausmerzen könnten?
zwei ehemalige politische Häftlinge
8448 und 21999
Salzburger Nachrichten vom 23.10.1945 >>> anno.onb.ac.at

Häftlingsnummer 8448 – Marko Feingold und Häftlingsnummer 21999 – Eduard Goldmann
Letzte Bearbeitung, 20.08.2022